Warum wurde und wird auch noch heute Terminologiemanagement immer mit Übersetzungen in Zusammenhang gebracht? Vielleicht deshalb, weil die ersten Terminologiesysteme immer in einem Translation-Memory-System integriert waren? Weil fehlende Terminologiefestlegung sofort zu groben Fehlübersetzungen führt?
Die Notwendigkeit einer mehrsprachigen Terminologiearbeit ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Die Wirklichkeit eines funktionierenden Terminologiemanagements beginnt jedoch in der Quellsprache. Dabei sind und waren die prozessualen Herausforderungen in der Quellsprache bei weitem größer als im Übersetzungsbereich. Es gilt Terme aus allen Unternehmensbereichen frühzeitig kanalisiert aufzunehmen, diese innerhalb von Freigabe- oder Änderungsworkflows an die beteiligten Verantwortlichen weiterzureichen und einen geordneten und zeitüberwachten Freigabeprozess zu ermöglichen. In der nachfolgenden Grafik wird mit der „Terminologie-Glocke“ dargestellt, wie im Produktionslebenszyklus Terminologie exponentiell verbreitet und genutzt wird. Nur ein frühzeitiger Termfindungsprozess kann deshalb einer zunehmenden „Sprachverwirrung“ im Unternehmen entgegenwirken.
Dabei müssen Termbestände in Termprojekten paketiert werden, um die freizugebende „Termmasse“ strukturiert abarbeiten und Prioritäten vergeben zu können. Letztendlich muss die freigegebene Terminologie allen Nutzern direkt in ihrer Arbeitsumgebung in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden.
Dagegen stellt sich ein Termübersetzungsprozess relativ einfach dar, da hier nur noch ein Sprachtransfer in die jeweilige Zielsprache organisiert werden muss.
Auch aus dieser Erkenntnis lassen sich drei Forderungen ableiten:
- Der Terminologieprozess findet zu einem Großteil im quellsprachlichen Bereich statt, am besten bereits bei der Produktplanung und -spezifikation. Systemunterstützung muss also vor allem dort erfolgen.
- Die quellsprachlichen Freigabeprozesse müssen workflowbasiert und in definierten Termprojekten erfolgen, damit sie beherrschbar werden.
- Nicht nur der Prozess der Termfreigabe, sondern auch der Prozess der effektiven Nutzung muss genau definiert und systemtechnisch unterstützt werden
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