GIF – Animationskünstler oder Partycrasher?

Woher kommt das GIF? Das GIF, welches wir heute sehen, ist nicht mehr das, was wir aus den 1990ern
kennen. Es ist ein wenig so, als würde man ein Polaroid mit dem Foto einer Spiegelreflexkamera
vergleichen. Aber langsam – die Party beginnt ja erst.

Quelle: www.funnyordie.com/lists/f64f7beefd/brent-rambo-approves-of-these-gifs?_cc=__d___&_ccid=0cf2c04c-2e3e-4b56-841b-3197cd573aa7

Also erstmal zurück in die Ära, aus der das GIF stammt – hin zu Flanellhemden, getönten Sonnenbrillen und Plateau-Schuhen. Richtig, back to the 90s. Das GIF nannte sich damals Graphics Interchange Format. Cool. Doch lange Zeit hörte man dann nichts mehr von ihm.

So wie sich die Mode ändert, ändern sich auch die technischen Möglichkeiten. Das GIF ist seit 2012 wieder schwer im Trend. Die Bühne für dieses Revival: die sozialen Netzwerke. Ob als Reaction-GIFs, kleine Kunstwerke oder kurze Film-/Videoausschnitte.  Von einfachen Ausschnitten aus Videos zu künstlerischen Cinemagraphen (lt. Wikipedia Standbilder, die eine oft kleine, sich wiederholende Bewegung enthalten) – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Mittlerweile existieren unzählige Seiten, welche die besten GIFs aus allen möglichen Kategorien sammeln.

Kein Kind der 90er? Okay, dann einmal das GIF im Technik-Schnelldurchlauf: Das GIF an sich ist ein Bildformat, das aus mehreren Bildern/Ebenen besteht, die sich in einer bestimmten Frequenz (Framerate) wiederholen. Ein Selbstläufer sozusagen – stuck on repeat. Es verfügt zwar nicht über Sound, dafür aber immerhin über 256 Farben.

Wie wir sehen, so richtig entscheiden kann sich das GIF nicht – es steht irgendwo zwischen Bild und Video. Und genau das ist seine Stärke, von der wir Technischen Redakteure bei der Vermittlung von Wissen profitieren können.

Die Vorteile liegen auf der Hand – GIFs eignen sich hervorragend für kurze und prägnante Informationseinheiten. Zum Beispiel bei der Darstellung von Handlungsanweisungen, Animationen oder generell kurzen Videos.

Und der Nutzer muss nicht einmal seine Finger bewegen, denn GIFs starten von allein. Und da der Mensch bekanntlich sehr durchschaubar ist – Bewegung springt ihm direkt ins Auge. So kann die Aufmerksamkeit des Anwenders bewusst auf die GIFs gelenkt werden. Das kann man ausnutzen – indem man zum Beispiel besonders wichtige Inhalte als bewegtes GIF darstellt (ja, auch Sicherheitshinweise sind als GIF darstellbar).

Mit etwas Kreativität und Können sind dem GIF folglich kaum Grenzen gesetzt. Von Pfeilen bis hin zu Highlights und Zustandsanzeigen ist mit etwas Aufwand alles möglich. Interessiert, wie so etwas aussehen kann? Dann den nächsten Blog-Artikel zum Thema auf dem Schirm behalten.

Quelle: imgur.com/pyFY72V

Aber jetzt zu einem ganz anderen Vorteil des GIFs. Warum ist ein Presslufthammer so unausstehlich? Weil er sich in unsere Köpfe hämmert. Weil sich der laute Schlag die ganze Zeit wiederholt. Den Lärm teilt das GIF zwar nicht mit dem Lärmlieferanten Nummer 1 – doch kurzweilige Inhalte, die sich ständig wiederholen, dringen stärker in das Gedächtnis des Nutzers vor, als zum Beispiel ein Video, das länger ist und nur einmal abläuft. So verdichtet das GIF Informationen, ebenso wie ein Presslufthammer, durch ständige Wiederholung.

Eine weitere Besonderheit des GIFs ist seine Kompatibilität. Es wird kein Player nötig und es läuft auf fast jedem (auch mobilen) Endgerät.

Aber es gibt auch ein „kleines“ Problem mit dem nun hochgelobten GIF: es verfügt nur über einen begrenzten Farbraum. Und das sieht man ihm meist deutlich an. Die Qualität bei Realaufnahmen ist nie so gut wie in Videos. Dieses Phänomen kann man zwar auch austricksen, dies führt dann aber zu latentem Datei-Übergewicht. Und hier sind wir auch schon bei einem generellen Problem der GIFS – sie sind je nach Auflösung, Bildinhalt (sich verändernde Pixel) und Framerate meist sehr groß. Würde man zum Beispiel ein Real-Video in der gleichen Qualität als GIF speichern, dann erwartet uns am Ende eine extrem große Datei. GIF eignet sich also nicht dafür, mal eben eine längere Aufnahme in Full-HD und 30 Frames in der Sekunde zu speichern.

Unterm Strich bin ich aber ein Freund des GIFs und sehe eine blühende, 256-farbige Zukunft. Denn es bildet einen schönen Spagat und bedient eine Nische, die auch für Technische Dokumentation attraktiv sein wird. Klar, mit Sicherheit kein Allheilmittel um nun jede Handlungsanweisung oder Animation so darzustellen. Aber richtig eingesetzt, kann es die perfekte Zutat im Dokumentations-Mix sein. Keine Grundzutat, sondern mehr ein Gewürz, das die Suppe noch einmal verfeinert.

Im nächsten Blog-Artikel werden wir dann konkret – und zwar mit den Möglichkeiten in der GIF-Kreation.

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