Bilder sind teuer, aber sie sparen Kosten

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Lässt sich diese Binsenweisheit in die trockene Realität der Technischen Dokumentation übertragen? Freilich existieren viele technische Anleitungen, die fast ausschließlich aus Bildsequenzen bestehen und deren verbaler Anteil sich auf Sicherheitshinweise, technische Daten, Editoriales, juristische und andere Notwendigkeiten beschränkt. Umgekehrt kommen textlastige Anleitung nicht gänzlich ohne Bilder aus. Zumindest Piktogramme sind selbst in den trostlosesten Bleiwüsten zu finden.

Texte und Bilder in Anleitungen unterstützen sich gegenseitig, beispielsweise in All-in-one-Anleitungen – wir kommen in einem anderen Blog-Beitrag noch auf diese Art Anleitung detaillierter zurück. Sie bauen in ausgeklügelter Anordnung von Texten und Bildern das nötige Anwendungsverständnis auf. Der Trick dabei ist, dass sich der Textanteil in verschiedenen Informationsebenen und -tiefen stufenweise erhöht.

Eilige können sich hier schnell über das Wichtigste informieren und ihr Wissen später vertiefen, Geduldige oder Anwender ohne Vorwissen können von der Pike auf lernen.

Und in diesem Zusammenhang wird auch ein Blick auf die Nutzbarkeit allgegenwärtiger mobiler Medien unausweichlich sein. Sie schreien aus naheliegenden Gründen förmlich danach, multimedial mit Anleitungen gefüttert zu werden. Auch diesem Thema wird an späterer Stelle Raum gegeben.

Zunächst gibt es allerhand Vorteile für die Anwender. Bilder sind „Eyecatcher“, sie ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und dominieren den Text. Bilder werden schneller wahrgenommen und i.d.R. besser verstanden als Text. Formen, Farben und Weißräume wirken motivierend und auflockernd, sie gliedern und steuern damit auch den Verständnisprozess.

Bilder können Informationen komprimiert darstellen und sind bei entsprechender Gestaltung  weniger missverständlich als verbale Umschreibungen von Sachverhalten.

Mit Bildern erreicht man auch Wahrnehmungstypen, denen das Verstehen von Texten schwerfällt. Funktionale Analphabeten beispielsweise. Das sind Menschen, die zwar durchaus in der Lage sind, ihren Namen und einige Wörter zu schreiben, mit denen sie im „normalen“ Alltag bestehen können, die jedoch den Sinn eines etwas längeren Textes entweder gar nicht verstehen oder nicht schnell und mühelos genug verstehen, um praktischen Nutzen daraus zu ziehen.

Das Ausführen von Tätigkeiten wird erleichtert, da die Bilder es direkt „vormachen“. Im Sinne des Mutter-Kind-Prinzips muss der Anwender das Gesehene nur nachahmen.

Auf der redaktionellen Seite liegt das Plus von Bildern vornehmlich auf der wirtschaftlichen Seite: Bilder sind sprachunabhängig, dadurch werden Übersetzungskosten eingespart.

Die Ersterstellung von Bildern kann zwar aufwändig sein, aber die Kostenersparnis beginnt bei der Übersetzung und wächst mit der Anzahl der Fremdsprachen, in denen die Anleitung zu produzieren ist.
Es ist zunächst wesentlich aufwändiger, den Sachverhalt durch Erstellen dieses Bildes zu erklären, als es in verbalisierter Form wäre:

Abseits der Sicht auf die gesparten Übersetzungskosten relativiert sich die Investition aber auch durch die Tatsache, dass sich einzelne Bildelemente – z. B. aus Vektorgrafiken – nach dem Baukastenprinzip isoliert verwenden lassen und oftmals einfach umkonstruiert und ergänzt werden können. Sobald sich ein umfangreicherer Bilderpool angesammelt hat, lassen sich neue Bildvarianten immer effektiver zusammenbauen und für unterschiedliche Zwecke verwenden. Ein Fall für Jäger und Sammler!

Ein angenehmer Nebeneffekt von Bildanleitungen sowohl für den ohnehin genug geplagten Redakteur als auch für den geneigten Betrachter: Bilder schaffen schlanke Terminologie. Manche Dinge brauchen nicht unbedingt benannt zu werden. Nomenklatur dient oft „nur“ dazu, dem Redakteur ein Werkzeug in die Hand zu geben, um Gegenstand und Vorgang verbal zu beschreiben. Bilder können die Terminologielast in Passagen erleichtern, wo sprachliche Bezeichnungen für das Verständnis nicht zwingend benötigt werden.

Konsistenzklippen werden damit umschifft, denn Unsicherheiten und Verwirrungen bei Mehrfachbezeichnungen für ein und denselben Gegenstand sind dann kein Thema mehr. Ebenso wenig wie unterschiedliche Formulierungen für gleichartige Handlungsanweisungen etc. Desgleichen entfallen in der Folge Übersetzungen sowie deren Pflegeaufwände und die damit verbundenen Kosten. Es sei jedoch nicht verschwiegen, dass in einer seriösen Anleitung auch Bilder konsistent verwendet werden müss(t)en.

Mit dem nachstehenden Bild können Sie sich einen Eindruck verschaffen, wie die Auflösung einer ursprünglich gemischten Text-/Bildanleitung zu einer reinen Bildanleitung aussehen könnte. Der Auszug stammt aus einer Dokumentation, die einen mehrseitigen Bedienteil enthält und im Anschluss einen zusätzlichen Teil mit normalen Textseiten, die allerdings auch in der umgesetzten Form unverändert transportiert werden mussten. Dennoch: Die Kostenersparnis für den Bedienteil ist beeindruckend.

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