Was gibt es Neues? Die Adobe TechComm Survey 2020

Die technische Kommunikation ist im ständigen Wandel: Die Anforderungen und Erwartungen von Autoren und Verbrauchern technischer Inhalte haben sich im letzten Jahrzehnt dramatisch geändert. Der Anstieg der digitalen Erlebnisinnovation schafft neue Kundenerwartungen und ‑anforderungen.

In der Umfrage „Adobe Technical Communication Survey 2020“ hat sich Adobe an Experten für technische Kommunikation aus über 60 Ländern gewandt. Ziel war es, ihre Vorlieben und Best Practices in Bezug auf Content zu verstehen – von der Erstellung bis zur Veröffentlichung.

Die wichtigsten Ergebnisse beziehen sich auf den Stil der Inhaltserstellung, die Einführung der strukturierten Erstellung, die Kanäle für die Bereitstellung von Inhalten und die bevorzugten Ausgabeformate.

Anfang April 2020 war es dann soweit: Stefan Gentz, Global TechComm Evangelist von Adobe, präsentierte die neuesten Zahlen der Umfrage. Rund 1.600 Antworten wurden gezählt, mit einem Teilnehmeranteil von 60 % aus den USA und ca. 16 % aus Europa.

Die wirkliche Überraschung war die Antwort auf die Frage, in welchen Autorenformaten Content erstellt wird (Mehrfachnennungen waren möglich, daher liegt die Summe über 100 %):

Während fast alle XML-Experten DTP längst als „tot" oder „überholt" bezeichnet haben, zeigt die vorherige Folie Folgendes: Nahezu 90 % der Anwender verwenden DTP (klassische Word-, InDesign-, FrameMaker- oder HTML-basierte Werkzeuge) und nur 26 % verwenden XML. Wenn das keine Ohrfeige in Richtung XML ist? Und das nun nach mehr als 20 Jahren XML und 15 Jahren DITA-Standard.

Bei den Ausgabeformaten geht die zweite Ohrfeige an diejenigen, die PDF als gestrig bezeichnen:

Die dritte Ohrfeige geht in die Richtung derjenigen, die meinen, die Verwendung von XML sei einer der wichtigen Aspekte zur Optimierung von Übersetzungsprozessen.

Insgesamt kann man aber, durch In-Beziehung-Setzen der Zahlen und einen Rückblick in frühere Studien, durchaus interessante Erkenntnisse ziehen:

In Verbindung mit einer weiteren Zahl wird deutlich, dass das DTP-Paradigma sich vom klassischen Papier-Layout (InDesign, FrameMaker und Word als Zwitter, wobei Word immerhin ein Web-Layout-Editing kennt) hin zu einem Web-DTP-Paradigma weiterentwickelt hat.

Auf die Frage, wie der Content verwaltet wird, antworteten die Teilnehmer Folgendes:

Das bedeutet, dass Content vor allem webbasiert verwaltet wird.

Das kann neben einem Web-CMS auch ein SharePoint-Repository sein, in dem klassische Dateien wie Word- und FrameMaker-Dateien verwaltet werden, aber gerade nicht überwiegend XML-Objekte.

Als Ausblick lassen sich die Antworten interpretieren, die darstellen, was die Teilnehmer im TechComm-Bereich als Trend ansehen: Ca. 50 % antworteten, dass interaktive Lernvideos geplant sind und ca. 30 % nannten Chatbots.

Ich persönlich sehe Umfrageergebnisse immer äußerst kritisch. Es kommt sehr genau auf die Art der Fragen, im Verhältnis zu den Alternativfragen an, sodass jede Zahl unter Umständen auch etwas ganz anderes signalisieren kann. Auch erinnere ich mich immer wieder an das vermeintliche Zitat von Henry Ford, dem Auto-Pionier: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie haben wollen, hätten sie gesagt: Schnellere Pferde.“ Dennoch: Die Vorstellung der Zahlen von Adobe war interessant, wenn man dabei beachtet, dass Zahlen immer nur ein „Lichtblitz“ aus einem Ausschnitt eines Geschehens sind.

Eines lässt sich jedoch nicht leugnen: PDF und DTP sind noch lange nicht tot und weltweit immer noch die führenden Themen im Bereich der Technischen Dokumentation. Was aber nicht heißen muss, dass Papierdokumentation der Standard bleibt: Mit DTP und der Ausgabe nach PDF und HTML5 lassen sich hervorragende online-optimierte Publikationen planen und da ist FrameMaker noch immer „out of the box“ und das mit Abstand beste Werkzeug (dies ist kein Umfrageergebnis, sondern meine persönliche Meinung). Ergänzend dazu Zahlen aus einer anderen Umfrage, mit der Frage, welche Werkzeuge im Bereich der Technischen Dokumentation eingesetzt werden:

Bei itl erhalten Sie zu allen genannten Themen eine neutrale, umfassende Beratung: von den Aufgaben eines Technischen Redakteurs und optimalen Übersetzungsprozessen über Word bis zu XML-Prozessen und beispielsweise optimierten HTML-Ausgaben mittels Schema ST4. Sprechen Sie uns an!

Quellen:

Adobe Technical Communication Survey 2020 (04/2020):
https://adobe-techcomm-survey-2020-insights.meetus.adobeevents.com/ 

Dieser Artikel verweist auch auf andere Umfragen und nennt deren unterschiedliche Ergebnisse (02/2020):
https://idratherbewriting.com/blog/how-you-write-influences-what-you-write/

Technical Writing Tools: The Ultimate Choice of 83 Experts (2018 UPDATE):
https://instrktiv.com/en/technical-writing-tools/

Techcomm Survey Results: How Technical Writers Collaborate Today (2014):
https://www.k15t.com/blog/2014/12/techcomm-survey-results-how-technical-writers-collaborate-today

Noch Fragen? Kontaktieren Sie Andrea Wagner

Abteilungsleitung Technische Dokumentation  

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