itl war auf der 11. GALA-Konferenz – diesmal in München dabei!

itl ist Mitglied der Globalization and Localization Association (GALA). Die jährliche GALA-Konferenz fand diese Woche zum 11. Mal statt und feierte in München ihre Deutschlandpremiere. Das Motto der diesjährigen Konferenz: Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf die Lokalisierungsbranche. itl war natürlich dabei, diesmal sogar als Sponsor.

Künstliche Intelligenz ist viel mehr als nur neuronale maschinelle Übersetzung, jedoch stand das Thema MT sehr im Fokus der Auseinandersetzung. Andere Bereiche – wie beispielsweise der Einsatz von KI im Vertrieb, im Vendor- und Projekt-Management oder generell für Entscheidungsfindungen – wurden nur angedeutet bzw. visionär beleuchtet.

Eine oft thematisierte Frage war natürlich die nach den MT-Tools. Was verspricht neben DeepL  eine interessante Zukunft? Überraschenderweise zeigte sich das bisher sehr geschmähte Google Translate als ernstzunehmende Alternative. Nachdem die Vorbehalte auf Kundenseite langsam bröckeln, wurde deutlich, dass vor allem asiatische und US-amerikanische Firmen diese Technologie in großem Ausmaß einsetzen.

Auch die Vendor-Seite setzt sich mit MT auseinander und hier war interessant zu erfahren, wie weit der Einsatz von MT in der Branche bereits vorangeschritten ist. Laut einer auf der Tagung durchgeführten Umfrage, arbeiten weniger als 50 % der LSPs weltweit aktiv mit MT-Technologie.

Der itl-Vorstand Peter Kreitmeier nahm zusammen mit Dominique Puls (TSD), Christian Weih (Across) und Christian Taube (LanguageWire) an der Podiumsdiskussion „In our Business Processes, Should we Treat Artificial Intelligence as if it Were Human?“ teil.

Um es vorweg zu sagen: Die Antwort bei allen vier Podiumsteilnehmern war eindeutig nein! Künstliche Intelligenz wird den Menschen nicht ersetzen, aber die Prozesse und die Tätigkeitsfelder der Übersetzer nachhaltig verändern. Alle Podiumsgäste sahen in dieser Technologie mehr Chancen als Risiken. So waren sich alle einig, dass das zu übersetzende Volumen mit den Möglichkeiten von MT drastisch in die Höhe gehen wird – weil nun Projekte übersetzt werden können, die vorher aus Zeit- oder Budgetgründen nicht übersetzt werden konnten. Dies wird das Neuübersetzungsvolumen, das durch den Einsatz von MT stark zurückgehen wird, wohl mehr als kompensieren. itl brauchte die „Quellsprache als Optimierungsmodul für bessere MT-Ergebnisse“ ein. Dieses Thema war für viele Teilnehmer neu, wurde aber als sehr interessanter Aspekt aufgenommen.

Weitere heiß diskutierte Themen waren:

  • Wird es durch den Einsatz von MT zu neuen Qualitätslevels kommen? Werden Kunden auch mal mit weniger als 100 % zufrieden sein? Die Antwort aus dem Auditorium war eindeutig nein.
  • LSPs werden die wichtige Aufgabe bei der Einführung von KI-Modulen übernehmen müssen, sowohl die Kunden als auch die Lieferanten an die Hand zu nehmen und zu beraten.
  • Wie sicher sind meine Daten bei Bearbeitung durch die diversen Systeme? Bei dieser Frage zeigte sich eine große Kluft zwischen der amerikanischen/asiatischen und der europäischen Herangehensweise. Wir Europäer sind hier immer noch etwas zurückhaltender.

Sehr spannend war in diesem Zusammenhang auch, dass die Universitäten das Thema KI rechtzeitig aufnehmen und unterstützen. So wurde Peter Kreitmeier in einem Interview mit der Universität Cork befragt, wie die neuen Herausforderungen für Übersetzer bzw. Posteditoren aussehen werden bzw. wie sich die Universitäten darauf einstellen können.

Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist, dass einige Firmen das Thema MT in ihre Risikobewertung mitaufnehmen. D.h. sie denken darüber nach, bestimmte Dokumenttypen ohne Postediting zu übersetzen.

Interessant war auch die unterschiedliche Herangehensweise der einzelnen Teilnehmer an KI: Was in manchem Sprachgebrauch unter „Prozessautomatisierung“ fällt, ist bei anderen schon KI. So hat z. B. ein Vortragender beim Thema „KI im Vendor Management“ als Beispiel erwähnt, dass man heutzutage den passenden Übersetzer für unterschiedliche Projekte finden kann. Bei itl ist das bereits länger in unserem Translation Management System integriert, doch wird das nicht als KI bezeichnet. Die Grenzen sind also fließend!