Machine Translation: Top oder Flop? Die Ergebnisse einer itl‑Umfrage

Was denken Unternehmensmitarbeiter über Machine Translation? Wie schätzen sie den Hauptnutzen von Maschineller Übersetzung (MT) ein? Und deren Risiken? Darüber wollten sich die MT‑Verantwortlichen bei itl ein Bild machen und befragten die Besucher der Abendveranstaltung „Machine Translation – was dahintersteckt und wie Sie davon profitieren können“. Die Ergebnisse sind eindeutig: Zwar wird der Nutzen von maschineller Übersetzung vor allem in puncto Zeitersparnis erkannt, aber gleichzeitig besteht die Befürchtung, dass Abstriche bei der Qualität hingenommen werden müssen.

DAS heiße Thema der Branche ist derzeit Machine Translation. Bei der diesjährigen itl-Abendveranstaltung erfuhren die Teilnehmer die neuesten Fakten rund um maschinelle Übersetzung. Carina Mayr, Leiterin der Übersetzungsabteilung der itl AG, bot einen offenen Blick auf MT und beantwortete alle Fragen zum Thema: Ist die neuronale maschinelle Übersetzungstechnologie (NMT) wirklich so gut oder besser als Humanübersetzung? Was kann sie, was kann sie nicht? Und vor allem, was leistet sie für die Technische Dokumentation?

Im Vorfeld der Veranstaltung beantworteten die Teilnehmenden online sechs Fragen, deren Ergebnisse während des Vortrags diskutiert wurden.

Die Ergebnisse

In Frage 1 wurde ermittelt, ob die Teilnehmer bereits Kontakt mit Machine Translation hatten. Die überwiegende Mehrheit gab an, bereits in Kontakt mit maschineller Übersetzung gekommen zu sein, vor allem im beruflichen Umfeld. Nur rund ein Viertel der Befragten gab an, noch nie Berührung mit MT gehabt zu haben.

Welche Hauptnutzen sehen Sie in Machine Translation in Ihrem beruflichen Umfeld? Bei dieser Thematik war die meist gewählte Antwort „Schnellere Übersetzungen“, gefolgt von „Günstigere Übersetzungen“ und „Übersetzung von weniger wichtigen Sprachen oder Dokumentarten“. Die Erwartung der Teilnehmer ist demnach, mit MT schneller, günstiger und öfter übersetzen zu können. Dass die maschinelle Übersetzung qualitativ bessere Übersetzungen bieten wird, glaubten nur wenige Befragte.

Auf die Frage, welche Risiken die Teilnehmer bei MT in ihrem beruflichen Umfeld sehen, erzielte die Antwort „Fehlerhafte oder mangelhafte Übersetzungen“ die meiste Zustimmung. Wie auch in der vorherigen Frage nach dem Nutzen von MT, stellte sich hierbei nicht nur heraus, dass nur Wenige eine Steigerung der Qualität erwarten, sondern dass im viel größeren Maße qualitativ schlechtere Übersetzungen erwartet werden. Dem Faktor Mensch wird (zumindest momentan noch) ein größeres Vertrauen entgegengebracht als dem maschinellen Übersetzungs-Algorithmus. Als zweites wichtiges Risikopotenzial wird von den Umfrageteilnehmern die Datensicherheit beurteilt. Vor dem Hintergrund, dass maschinelle Übersetzung heute aufgrund der enormen Datenmengen auf Cloud-Ebene passiert, ist die Frage gerechtfertigt, was mit Inhalten passiert, die zur Übersetzung in die NMT-Cloud geschickt werden bzw. wie sicher die Clouds und die Übertragungswege sind. Weitere negative Aspekte stellten für die Teilnehmer die Abhängigkeit von Maschinen bzw. den Anbietern und das Wegrationalisieren von Mitarbeitern dar.

Anschließend wurde ermittelt, welche Erwartung an die Qualität von Übersetzungen durch MT gestellt wird. Rund 40 % der Befragten gaben an, sich die gleiche Qualität wie von einem menschlichen Übersetzer zu erwarten. Weitere 40 % stimmten der Aussage zu „Hauptsache, man versteht, was gemeint ist“ und zeigten so, dass sie beim Einsatz von MT auch bereit sind, Abstriche bei der Qualität zu akzeptieren, wenn diese durch die Vorteile von Geschwindigkeit und Kostenersparnis aufgewogen werden. Eine Qualitätssteigerung im Vergleich zu Humanübersetzern versprechen sich nur eine kleine Minderheit der Befragten.

Dass die Teilnehmer der Umfrage die Zukunft von maschineller Übersetzung optimistisch sehen, wurde wiederum klar beantwortet. Der Antwort „Wird sich in bestimmten Bereichen durchsetzen“ stimmten mehr als 3 von 4 Personen zu. Dass MT die menschlichen Übersetzer großteils ersetzen wird, glaubten indessen nur 10 % der Befragten, während kein Einziger vermutete, dass MT eine Eintagsfliege, d.h. nur einen momentanen Hype, darstellt.  

Zu guter Letzt stellte sich heraus, dass die Befragten noch keine einheitliche Meinung gegenüber künstlicher Intelligenz und maschineller Übersetzung haben. Auf die allgemein gehaltene Frage „Wie bewerten Sie spontan künstliche Intelligenz und maschinelle Übersetzung?“ war das Ergebnis 3,19 von 5 möglichen Punkten.

Carina Mayr über die Umfrageergebnisse: „Die Ergebnisse unserer Umfrage im kleinen Rahmen spiegeln die grundlegende zwiegespaltene Meinung zum Thema in der Branche wider. Die Ergebnisse von NMT sind zu verlockend, um sie außer Acht zu lassen, dennoch gibt es berechtigte Zweifel gerade in der doch sehr reglementierten Welt der technischen Dokumentation, wie die kreativen und oft nicht vorhersehbaren Algorithmen der MT-Engines allen Vorgaben und Richtlinien gerecht werden sollen. Möglicherweise wird es aber auch hier ein Umdenken geben.“

Fazit der Umfrage

Es bleibt spannend, wie sich die Zukunft von maschineller Übersetzung gestalten wird. Die befragten Unternehmensmitarbeiter sehen sowohl Risiken wie auch Chancen im Bereich MT. Inwiefern sich die maschinelle versus humane Übersetzung durchsetzen wird, ist also eine Frage des Preises sowie der Qualität der eingesetzten Übersetzungs-Algorithmen. Um in Bezug auf das erwartete Übersetzungsergebnis keine Abstriche machen zu müssen, werden derzeit oft maschinelle Übersetzungen mit anschließendem Post-Editing durch qualifizierte Übersetzer genutzt. So können die Unternehmen das Beste aus beiden Welten kombinieren: schnelle und gut trainierte Maschinen und mitdenkende Menschen, die Ungereimtheiten auf die Spur kommen und unternehmensspezifische Anpassungen machen können.

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